Im Publikum ja, auf der Bühne nein: Flaggen mit Ausnahme der des eigenen Landes, sind beim diesjährigen Eurovision Song Contest verboten. Davon sind auch nicht-nationale Flaggen, die etwa für verschiedene sexuelle Orientierungen stehen, betroffen. Die Veranstalter begründen das mit politischer Neutralität.

Ein Fest der Diversität
Dabei war die Bühne des ESC in den vergangenen Jahren alles andere als politisch neutral: In schillernden Kostümen triumphierten Songs über Akzeptanz und Frieden, Vielfalt und Zusammenhalt – eine Mischung, die vor allem in der LGBTQ-Community gut ankam und den ESC zum inoffiziellen Pilgertreff für queere Menschen machte.
Ob mit der Dragqueen Conchita Wurst 2014 oder Nemo als erste offen nicht-binäre Person: Auch auf der Siegerliste des ESC war die Repräsentation der queeren Community deutlich größer als anderswo. Nemo zelebrierte das bei der Siegesfeier letztes Jahr mit dem Hochhalten der Non-Binary-Flagge.

Heftige Kritik von LGBTQ+-Verbänden
Genau das soll ab sofort nicht mehr erlaubt sein. Die Einschränkung wird von vielen LGBTQ+-Verbänden stark kritisiert, wie etwa in einem Statement der Schweizer Bürgerrechtsorganisation Pink Cross.
Das Flaggenverbot ist ein Schlag ins Gesicht.
Auch auf Social Media ist die Empörung groß: „Politische Neutralität ist der Tod und die feigste Ausrede, wenn‘s um eine klare, gesunde Haltung der Gesellschaft geht!“ schreibt ein Instagram-User unter einem Info-Post zu der Flaggenregelung. Andere rufen zum Boykott auf und wundern sich schon aus wirtschaftlichen Gründen über die Haltung der ESC-Veranstalter.
ESC hat wohl vergessen, wer ihre Zielgruppe ist?
Conchita Wurst über ihren ESC-Sieg im ESC-Update
Spekulation über wahre Gründe
Viele vermuten einen ganz anderen Grund hinter dem Flaggenverbot: Die Teilnahme Israels am ESC sorgte im Vorfeld für viel Kritik. Siebzig ehemalige ESC-Teilnehmende schlossen sich einem Protestbrief an, der Israel einen Genozid an den Palästinensern und Palästinenserinnen vorwirft und den Ausschluss der israelischen Kandidatin fordert.

Daher, vermuten einige ESC-Fans, könnten die Veranstalter besorgt sein, dass es auf der Bühne entsprechende Solidaritätsbekenntnisse geben könnte, etwa mit dem Hochhalten einer Palästina-Flagge.
Da hat wohl jemand Angst vor Palästina-Flaggen.
Schmuggel und Kreativität gefragt
Nicht alle wollen das Verbot akzeptieren und glauben daran, dass es Umwege gibt, doch noch „fremde“ Flaggen auf die Bühne zu bringen. Ein User etwa spekuliert darauf, dass man Flaggen doch sicher unter der Kleidung verstecken und sie so auf die Bühne schmuggeln könnte. Andere setzen auf kreative Lösungen.
Freue mich auf Kostüme in Regenbogenfarben!