Ein neues Buch arbeitet die ideologischen Kontinuitäten des Kanzleramts auf. Besonders kritisch wird die Adenauer-Regierung beleuchtet – die eine rechtsextreme Partei unterstützte.
Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit deutscher Ministerien schreitet weiter voran – nun steht auch das Kanzleramt im Fokus. In dem neuen Buch „Das Kanzleramt: Bundesdeutsche Demokratie und NS-Vergangenheit“ analysieren Historikerinnen und Historiker erstmals systematisch die personellen und ideologischen Kontinuitäten in dieser zentralen Bundesbehörde.
Adenauer-Regierung auf dem Prüfstand
„Unsere Studie zeigt, dass autoritäre Denkmuster oft tief verwurzelt waren – nicht nur wegen NSDAP-Mitgliedschaften“, sagt Historikerin Jutta Braun im Gespräch mit SWR Kultur. Besonders kritisch beleuchtet wird das Handeln der Adenauer-Regierung, die etwa heimlich eine rechtsextreme Partei unterstützte.
„Man glaubte zu wissen, was das Beste für die Deutschen ist und setzte sich deshalb auch über demokratische Spielregeln hinweg“, so Braun. Finanziert wurden solche verdeckten Aktionen durch den sogenannten Reptilienfonds.
Trotz eines geringeren Anteils ehemaliger NSDAP-Mitglieder sei die demokratische Entwicklung durch alte Machtvorstellungen stark belastet gewesen. „Unsere Demokratie ist kein Selbstläufer – sie ist historisch geworden und war lange prekär“, betont Braun.
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