Zu hoher bürokratischer Aufwand

Kommunen in Oberschwaben verzichten auf "European Energy Award"

Stand

Von Autor/in Dirk Polzin

Immer mehr Städte und Gemeinden steigen aus dem "European Energy Award" aus. Die Auszeichnung soll sie animieren, klimaneutral zu werden. Doch die Auflagen sind oft zu hoch.

 

Jahrzehntelang hat die europäische Auszeichnung viele Kommunen in Oberschwaben dafür belohnt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Doch immer mehr steigen aus dem "European Energy Award" aus. Der Grund: Die bürokratischen Anforderungen seien gestiegen, so die Energieagentur Oberschwaben mit Sitz in Ravensburg. Sie betreut Kommunen in den Kreisen Biberach, Ravensburg, Sigmaringen sowie im Bodenseekreis, wenn sie den "European Energy Award" bekommen wollen.

Elf Kommunen sind nicht mehr dabei

Amtzell, Bad Waldsee und Isny im Kreis Ravensburg, aber auch Meckenbeuren im Bodenseekreis und die Stadt Sigmaringen: Sie gehören laut der Agentur zu elf Kommunen, die sich nicht mehr für den Award bewerben. Zudem wollten noch vor der Sommerpause die Gemeinderäte von Aulendorf (Kreis Ravensburg) sowie Tettnang und Bermatingen (beide Bodenseekreis) entscheiden, ob sie auf eine Neubewerbung verzichten, so der Geschäftsführer der Energieagentur, Walter Göppel.

Zu viel Bürokratie überfordert Kommunen

Der bürokratische Aufwand, um etwa Klimaschutzmaßnahmen zu dokumentieren, sei nach einer Überarbeitung des Kriterienkatalogs 2024 schlicht zu groß geworden, glaubt Göppel. Immer weniger Kommunen hätten dafür Personal und Geld, auch weil sie immer mehr neue Aufgaben und Kosten schultern müssten. Hinzu kommen laut Göppel viele neue Klimaschutzgesetze, die die Kommunen auch ohne den Anreiz einer Auszeichnung auf den Weg zur Klimaneutralität bringen.

Dabei sei er stolz auf den "European Energy Award". Ohne die Auszeichnung wären zig Städte und Gemeinden in Sachen Klimaschutz nicht auf dem Stand, auf dem sie jetzt seien. Man betreue sie seit 2006, wenn sie den "European Energy Award" bekommen wollen, und wolle dies auch weiterhin tun. Denn Kommunen, die dafür genügend Personal haben, würden weiterhin auf die Auszeichnung setzen, ist sich Göppel sicher.

Alternative zum Award: "Zukunftskommune Oberschwaben"

Für alle anderen bietet die Energieagentur eine Alternative: das Programm "Zukunftskommune Oberschwaben". Damit sollen Städte und Gemeinden auch ohne viel Bürokratie klimaneutral werden. Die Entwicklung sei aus den Klimaschutzkonzepten entstanden, die man für die Städte und Gemeinden erstellt habe, so Agenturchef Göppel.

Das Programm sei praxisorientiert, unbürokratisch und schnell umzusetzen. Zudem gebe es jedes Jahr eine Wasserstandsmeldung, wo eine Kommune beim Klimaschutz stehe. Eine Konkurrenz zum "European Energy Award" sei das Programm aber nicht.

"Die elf aus dem Award ausgestiegenen Kommunen sind bereits an Bord", erklärt Göppel. Hinzu kämen mehrere Gemeinden, die sich noch nie für den Award beworben hätten. Weitere zehn Kommunen hätten zudem Interesse an einer Teilnahme an dem Programm bekundet. Es stoße derzeit landesweit auf Interesse, selbst aus Bayern gebe es Anfragen zum Konzept.

Und: Neben der "Zukunftskommune Oberschwaben" wird Göppel zufolge auch über ein Programm "Zukunftslandkreis Oberschwaben" nachgedacht. Göppel ist überzeugt: Mit solchen Programmen und dem "European Energy Award" werde man "nochmal ein ganz anderes Tempo auf die Gleise bringen in Richtung Klimaneutralität".

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