Regierungs-Koalition entlastet Gastronomie

Ab 2026 sinkt Mehrwertsteuer in der Gastro: Was sagen Wirte und Gäste in der Pfalz?

Stand

Von Autor/in Irmgard Reißinger

In Restaurants wird die Mehrwertsteuer auf Speisen ab 2026 von 19 auf sieben Prozent sinken. Eine SWR-Umfrage ergab: In der Pfalz freut das Kunden und Gastronomen gleichermaßen.

Im Restaurant Ratskeller in Speyer laufen die Vorbereitungen für das Mittagessen. Spargelstangen werden gekocht, Karotten geschält. Auf der Speisekarte findet man hochwertige, frische Speisen wie Kalbsschnitzel, Rumpsteak oder Kalbsnierchen mit Senf-Rahmsoße.

Alle Lebensmittel sind im Einkauf viel teurer geworden, beklagt sich Restaurant-Chef Gunter Braun. Er stöhne jedes Mal, wenn er zum Beispiel den Preis für Rindertafelspitz sehe, dieser habe sich in den letzten Jahren verdoppelt auf jetzt etwa 17 Euro das Kilo, "das tut weh", sagt Braun.

Niedrigere Steuer für viele Gaststätten "überlebenswichtig"

Dass die Regierungskoalition die Mehrwertsteuer auf Speisen ab Januar von 19 Prozent auf 7 Prozent absenkt, sei für die Gastronomie-Branche enorm wichtig, nach mehreren Jahren Rezession und Gewinn-Einbrüchen, so Ratskeller-Chef Gunter Braun. Ob das Kalbsschnitzel auf seiner Speisekarte nächstes Jahr billiger wird, kann er aber jetzt noch nicht sagen. Das hängt unter anderem von der Entwicklung der Lebensmittel-Preise ab, aber auch von den Personalkosten und der Zahl der Gäste.

Das bei der Steuer gesparte Geld will er zuerst in Personal investieren: gute Mitarbeiter gewinnen und Stammpersonal, wie seinen jungen Koch Fabian, durch anständige Bezahlung halten.

Angebote auf einer Tafel vor einem Restaurant in der Pfalz. Pfälzer Gastronomen legen sich jetzt noch nicht fest, ob sie 2026 mit der Mehrwertsteuer die Preise senken können.
Pfälzer Gastronomen legen sich jetzt noch nicht fest, ob sie 2026 mit der Mehrwertsteuer die Preise senken können.

Was sagen sie Verbraucher zu den Preisen in der Gastronomie?

Wer in diesen Tagen Verbraucher in der Pfalz zu den Restaurant-Preisen befragt, bekommt meistens die gleichen Antworten: Essen gehen sei teuer geworden. Aber Christina aus Mutterstadt regt sich darüber nicht mehr auf: "Wenn die Qualität stimmt, kann man auch etwas mehr bezahlen", sagt sie. Ihre Freundin Olga sieht das genauso, sie geht auch nicht davon aus, dass der Restaurant-Besuch nächstes Jahr billiger wird.

Überrascht vom Preisniveau zum Beispiel in Pfälzer Weinstuben sind Touristen aus Schleswig-Holstein: "Wir sind erstaunt über die günstigen Preise, zum Beispiel für Saumagen", sagen Lothar und Jette Richter. Lothar wünscht sich, dass die niedrigere Mehrwertsteuer auf Speisen ab 2026 vor allem den Angestellten zugute komme, "weil im Gastgewerbe ganz, ganz schlecht bezahlt wird".

Die Touristen Lothar und Jette Richter in Speyer freuen sich schon jetzt über günstige Preisen in Pfälzer Weinstuben - obwohl die Mehrwertsteuer noch nicht auf sieben Prozent gesunken ist.
Lothar und Jette Richter sind als Touristen in Speyer und freuen sich schon jetzt über günstige Preisen in Pfälzer Weinstuben - obwohl die Mehrwertsteuer noch nicht auf sieben Prozent gesunken ist.

Möglichkeiten Preise zu senken: Günstiger Mittagstisch oder vegetarische Gerichte

Im italienischen Restaurant "Piccobello" in Speyer freut sich Inhaber Accursio Raia über die sinkende Gastro-Steuer. "Die sieben Prozent sind sehr wichtig", bei der Inflation sei das notwendig, damit die Gastronomie überlebt. Er habe jetzt schon ausprobiert Gäste mit einem günstigen Mittagstisch zu locken und das funktioniere sehr gut.

Accursio Raia, Inhaber des Italienischen Restaurants "Piccobello" in Speyer. Er freut sich auf die sinkende Mehrwertsteuer.
Accursio Raia, Inhaber des Italienischen Restaurants "Piccobello" in Speyer lockt Gäste mit einem günstigen Mittagstisch. Er freut sich auf die sinkende Mehrwertsteuer.

Hotel- und Gaststättenverband: dramatisches Gaststätten-Sterben in Rheinland-Pfalz

Der Hotel- und Gaststättenverband ist besorgt: In ganz Rheinland-Pfalz haben laut DEHOGA seit 2024 rund 7.000 Gastronomiebetriebe dicht gemacht. Gründe seien unter anderem stark gestiegene Preise für Lebensmittel und Energie sowie fehlendes Personal.

Die Absenkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent im Januar werde wohl für so manchen Betrieb zu spät kommen, sagte DEHOGA-Präsident Gereon Haumann dem SWR. Die Branche sei gebeutelt durch die Corona- und Ukraine-Krise und die Rezession. 2024 sei das fünfte Verlust-Jahr in Folge gewesen.

Gefragt nach möglichen Preissenkungen in der Gastronomie 2024 sagte Haumann: im Koalitionsvertrag stehe als Begründung für die niedrigere Gastro-Steuer "um die Branche zu entlasten", und nicht "um die Bürger zu entlasten".

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